Trinken Sie genügend Wasser?

Juli 08, 2021 7 min. Lesezeit

Trinken Sie genügend Wasser?

Bloss Wasser

Unser Körper besteht zu etwa drei Vierteln aus Wasser. Betrachtet man die Anzahl der Moleküle, so sind sogar 99 Prozent unseres Körpers H2O-Moleküle. Das alleine sollte eigentlich ausreichen, um die fundamentale Bedeutung des Wassers für unseren Körper zu illustrieren. So wie uns, geht es übrigens jedem Lebewesen, egal ob Mikrobe, Pflanze oder Tier: Ohne Wasser kein Leben. Viele Forscher sind sogar der Meinung, dass das für ausschliesslich jede Form von Leben im Kosmos, also auch auf irgendeinem potentiellen Planeten irgendwo draussen im Weltall, so ist. Leben ist auf Gedeih und Verderb auf Wasser angewiesen. Ist damit nicht bereits alles gesagt? Trinkt, trinkt, Geschwisterlein trinkt!

THRINK! – DENKPAUSE: Hand auf’s Herz: Wann haben Sie zuletzt reichlich frisches Wasser getrunken?

Noch Meer Wasser

Das Leben auf unserem Planeten hat vor Jahrmilliarden im Meer begonnen. Und auch unser jetziges Leben haben wir die ersten neun Monate im Fruchtwasser verbracht. Für fast alle Zellen in Pflanzen, Tieren oder dem Menschen hat sich seit Ewigkeiten nichts geändert: Sie schwimmen noch immer, wie die ersten Einzeller, im Urozean. Denn ein Drittel unseres Körperwassers ist freies Wasser zwischen den Zellen und hat – ebenso wie Blut und Lymphe – eine dem Meerwasser ganz ähnliche Beschaffenheit. In ihm sind verschiedene Salze und andere Nähstoffe gelöst, die die Zellen ernähren, während es deren Abfallprodukte aufnimmt und wieder abtransportiert. Also sehen Sie zu, dass Sie mehr von dem fleissigen Transportvehikel in Ihren Körper bekommen!

THRINK! – TRINKPAUSE: Holen Sie sich JETZT ein grosses Glas frisches Wasser und trinken Sie es!

Wasser gibt Struktur

Woran sieht man, dass eine Pflanze beginnt, zu vertrocknen? – richtig: sie lässt die Blätter hängen. Wassermangel bedeutet Strukturverfall. Oder umgekehrt: Wasser gibt Struktur. Ist das nicht erstaunlich, dass ausgerechnet das flüssige Wasser, das uns durch die Finger rinnt, den Zellen und Geweben der Lebewesen ihre Struktur vermittelt? Wer sich mit Wasser beschäftigt, wird sich beizeiten an Paradoxes gewöhnen müssen. Schlimmer noch: Diese Paradoxa sind das einzig Logische, wenn der Geist die Materie beseelen soll. Das Wasser bricht ständig alle Gesetze der Natur und ermöglicht erst dadurch dem Geist, der toten Materie Leben einzuhauchen. Das Wasser fungiert dabei als Empfangs-Antenne. Daher: Vergrössern Sie Ihre Antenne und putzten Sie sie blitzblank, trinken Sie reichlich reines Wasser!

BAUCH-GEFÜHL: Fühlen Sie sich schon fitter und entspannter als vorher? – Nein? Dann trinken Sie noch mehr!

Wasser und Salz – Göttin erhalt‘s

Der strukturgebende Effekt des strukturlosen Wassers kommt daher, dass das Wasser, die Matrix allen Lebens, mehr Meer sein möchte. Wie bitte? Nun, Wasser hat eine ausgeprägte Affinität zum Salz. Wie jeder an einem Salzstreuer beobachten kann, ziehen sich Salz und Wasser geradezu magisch an. Und sie mischen sich nicht nur hervorragend, ihre Mischung hat auch ganz besondere Eigenschaften. Wenn man einen Feststoff wie Salz im flüssigen Wasser löst, müsste das Gemisch doch etwas mehr den Charakter eines Feststoffes als den einer Flüssigkeit annehmen, also eher dickflüssig werden wie ein Gel. Ein bisschen stimmt das auch: die Viskosität von Salzwasser ist höher als die von reinem Wasser. Es büsst also ein kleines bisschen seiner Fliessfähigkeit ein. Doch kein Verlust ohne Gewinn.

KLÄRUNG: Notieren Sie über mehrere Tage hinweg genau Ihren Wasserkonsum und rechnen Sie am Ende zusammen, wie viel – oder wenig – Sie wirklich trinken!

Das ewig Weibliche zieht uns hinan

Nichts ist charmanter, als dieses typisch weibliche "ja, aber ..." des Wassers. Keine Regel ohne wässrige Ausnahme: Un-/logischerweise hat gerade das etwas zähflüssigere Salzwasser dennoch eine sehr grosse Tendenz zur Verflüssigung, erkennbar daran, dass es erst bei einigen Grad unter Null gefriert. Deswegen streuen wir im Winter Salz auf Wege und Strassen, um das Eis aufzutauen und das Wasser selbst bei Minusgraden flüssig zu machen. Meerwasser hat einen Schmelzpunkt von minus zwei Grad, eine völlig gesättigte Salzlösung hat sogar einen Schmelzpunkt von minus 21°. Kein Wunder, dass auch lebendige Organismen eine komplexe Salzlösung als Zellplasma oder Zwischenzellwasser benutzen. Übrigens keine Lösung von Zucker, Fruchtsäuren, Coffein, Alkohol oder Fett, sondern nur Wasser, das sie – Sie auch? – getrunken haben mit etwas Mineralsalzen aus der Nahrung.

TASK: Schreiben Sie auf ein paar selbstklebende bunte Zettel: „Wasser trinken!“ und befestigen Sie sie an Türen, Spiegeln, Lampen, Computer, Kühlschrank, Kaffeemaschine, etc.

Wie oben so unten

Die Erweiterung des flüssigen Bereichs durch Salz im Wasser geschieht aber ebenso am anderen Ende. Da Wasser und Salz gerne zusammenbleiben möchten, ist eine höhere Temperatur nötig, um Salzwasser zu verdampfen, als bei salzfreiem Wasser. Da die Salzteilchen die Wasserteilchen stärker festhalten, wird mehr Bewegung, also Wärme, gebraucht, um die Wassermoleküle so zu beschleunigen, dass sie nach oben in die Luft abdampfen können. Das salzige Nudelwasser auf dem Herd siedet daher erst bei 102° oder 103°, eine völlig gesättigte Salzlösung hat sogar einen Siedepunkt von 108° Celsius. Der Flüssigkeitsbereich des Wassers erweitert sich also durch Salz in beiden Richtungen auf insgesamt maximal 129° Grad – ein Plus von 29 Prozent. Übrigens: Unsere Nahrung enthält meistens ohnehin schon genug Salz. Trinken Sie im Normalfall am besten reines Wasser.

CHALLENGE: Füllen Sie Ihre täglich zu trinkende Wassermenge gleich morgens in viele einzelne Gläser ab und nehmen sich dann eines nach dem anderen vor!

Wasser? – spannend!

Die Anziehungskraft zwischen Wasser und Salz ist eine Art Spannung, eine Form von Energie, die die Lebewesen ausnutzen. Im Inneren ihrer Zellen befinden sich verschiedene Salze, die aus der Umgebung Wasser anziehen und so dafür sorgen, dass sich die Zellen wie ein Schwamm voll Wasser saugen. Dieser – sogenannte Turgor oder osmotische Druck – hält die Zellen prall gefüllt. Unser Körper verbraucht einen grossen Teil seiner Energie dafür, in Blut, Lymphe, dem Zwischenzellraum, oder in Geweben und Zellen die richtigen Salze aktiv dorthin zu transportieren, wo sie optimal mit dem Wasser wechselwirken können, um so seine Strukturen aufrechterhalten. Daher mein erneuter Rat: Trinken Sie, als ginge es um Ihr Leben, denn es geht um Ihr Leben!

TRICK: Programmieren Sie Ihren Wecker auf dem Smartphone, damit er sie ans Wassertrinken erinnert: Jede Stunde einmal, oder zumindest jeweils eine Stunde vor jedem Essen!

Meeraufwand

Wie viel Energie der Salz- und Wassertransport kostet, kann man beispielsweise daran sehen, dass Lachse, die im Süsswasser oder im nur schwach salzigen Wasser gezüchtet werden, drastisch schneller ihr Schlachtgewicht erreichen, als wilde Lachse im Meer. Lachse gehören ja, wie beispielsweise auch Forellen oder Aale, zu den Wanderfischen, die sowohl in Meeren als auch in Süsswasserflüssen vorkommen. Sie können sich umstellen und in beiden Habitaten leben. Das Leben im stark salzigen Meer ist jedoch physiologisch wesentlich anstrengender, so dass sie dort deutlich langsamer wachsen, als im nur wenig Salz enthaltenden Süss- oder Brackwasser. Süsswasser spart also Energie. Also sparen Sie nicht mit Wasser, sondern mit allem anderen und trinken Sie!

AUFRUF: „Jetzt trinken wir alle nochmal mindestens einen halben bis einen Liter Wasser und später gehen wir in die Kantine“

"LAC"/"LEK"/"LOCH" = ‚Lake‘/'Teich'/'See'/'Gewässer' = 'lachen‘/‘lecken'/'laichen'/'leicht'/'locker'

Den wasseranziehenden Effekt des Salzes kann man auch an seinem eigenen Körper beim Baden beobachten. Im Süsswasser eines Sees oder in der Badewanne werden unsere Finger mit der Zeit ganz schrumpelig, weil unser Körperwasser etwa ein Prozent Salz enthält – mehr als das uns umgebende Süsswasser, das einen Salzgehalt von unter 0,1% aufweist. Daher zieht unser Salz Wasser aktiv durch die Haut ins Innere des Körpers und unsere Gewebe nehmen an Volumen zu. Aber selbst, wenn Sie gerade beim Baden sind: Trinken Sie lieber reines Wasser, als sich unsauberes oder mit Chemikalien vermengtes Wasser über die Haut ´reinzuziehen!

MINIMUM: Laut WHO-Empfehlung – 40g Wasser pro kg Körpergewicht pro Tag – reichen 2 Liter Wasser pro Tag gerade mal für eine zarte 50-Kilo-Frau im klimatisierten Büro ohne sportliche Betätigung.

Lust auf MEE/HR Wasser

Baden wir hingegen im Meer mit über drei Prozent Salz, läuft es umgekehrt: Das salzreichere Meerwasser entzieht unserem Körper durch die Haut Wasser, unsere Gewebe verlieren an Volumen und ziehen sich zusammen. Ausserdem bekommen wir vom Baden im Meer ordentlich Durst, denn unser Körper muss das verlorengegangene Wasser ersetzen. Wasser verlieren wir übrigens auch an Land, nicht nur sichtbar als Urin oder Schweiss, sondern auch ständig unsichtbar über die Haut und den Atem. Daher: Heilen Sie Gleiches mit Gleichem und ersetzen Sie das verlorengegangene Wasser mit Wasser und nicht mit Süssem, Saurem, Fettigem, Alkoholischem oder Coffeinhaltigem.

MAXIMUM: Bei 40g/kg/Tag benötigt ein 100-Kilo-Mann ein Minimum von 4 Litern Wasser, bei Hitze, schweisstreibender Arbeit oder Sport kommen gerne mal 6 oder 7 Liter zusammen.

Lösch-Wasser

Wasser löscht nicht nur Feuer und Durst, sondern auch alte Informationsmuster. Programmieren Sie Ihren Körper neu: Wechseln Sie vom "Wassermangel-Krisen-Management-Modus" –  vom blanken Überleben – in den "Lebenselixier-im-Überfluss-Modus" –  zu purer Lebensqualität. Trinken Sie nicht erst, wenn Sie Durst verspüren! Ersetzen Sie nicht nur verlorengegangenes Wasser, sondern legen Sie in Ihrem Zwischenzellgewebe einen Vorrat für Mangelzeiten an. Fangen Sie gleich morgens mit ein paar Gläsern Wasser an. Achten Sie auf die Zeichen Ihres Körpers: Durst während des Essens beispielsweise weist auf Wassermangel hin.

ANSPORN: Beauftragen Sie alle zu Hause und bei Arbeit, sich immer wieder gegenseitig an's Wassertrinken zu erinnern.

"A dozen glasses of water a day, keeps the doctor away!"

Jahrtausendelang wurden Siedlungen nur dort gegründet, wo es Quellen, Brunnen, Bäche, Flüsse oder Seen gab. Länder und Völker wurden nach den Gewässern ihrer Heimat benannt. Antike Zivilisationen betrieben einen extremen technischen Aufwand, um Quellwasser in so unverfälschter Qualität wie irgend möglich über teilweise Hunderte Kilometer in ihre Städte zu leiten. Wir, die „stupid white men“ leben in der von drei Viertel der Menschheit beneideten Situation, sauberes Wasser in Sekunden in jedem Haus zur Verfügung zu haben und trotzdem leiden 10 % aller Erwachsenen in den Industrieländern an Niereninsuffizienz. Kaum zu glauben!

VERPFLICHTUNG: Verhängen Sie 'Vertragsstrafen': Jeder, der nicht stündlich ein Glas Wasser trinkt, muss für jedes „Glas minus“ einen Franken oder einen Euro in die Kaffeekasse bezahlen!

Übergeschwappt?

Ich hoffe, geneigte Leser und Leserinnen, es ist mir gelungen, Ihr Bewusstsein für die enorme Bedeutung von Wasser für Ihre Gesundheit zu sensibilisieren, so dass Sie nicht nur selbst künftig quantitativen und qualitativen Wassermangel vermeiden, sondern möglichst vielen anderen Menschen in Ihrem Umfeld ebenfalls dabei helfen, physiologischen Schiffbruch zu vermeiden. Freilich ist es in der Kürze der Zeit nicht möglich, das komplexe Zusammenspiel von Wasser und Salz in unserem Körper umfassend zu beschreiben. Daher ist dies bestenfalls die Spitze des Eisberges. Doch ich hege die bescheidene Hoffnung, dass es gereicht hat, Ihren Wasserkonsum zu steigern!

Ihr Alexander Class