Nationale und regionale Unterschiede der Wasserqualitäten - Teil 2

September 02, 2022 7 min. Lesezeit

Nationale und regionale Unterschiede der Wasserqualitäten - Teil 2

Herzlich willkommen, liebe Leserinnen und Leser, zu unserem nächsten Blog und damit Folge 2 der unterschiedlichen Wasserqualitäten. Verbringen Sie Ihren Urlaub gerne im sonnigen Süden? Werden Sie dabei ordentlich braun? Und nehmen Sie dann ein paar Pfund zu? Sicherlich ist Ihnen klar, dass dies weitere illustre Beispiele für Albed/Nigredo- oder Sulphur/Sal-Prozesse sind. Oh – der letzte Artikel ist schon ein Weilchen her. Also rekapitulieren wir nochmal: Die Alchemisten unterschieden in allem eine Dreiheit, die sie mit Farben und seltsamen Begriffen ausdrückten:

Albedo = Weisse  –  Sulphur = Schwefel  –  feurig-luftig  –  Veränderndes  –  Geist  –  Asgard

Rubedo = Röte  –  Mercurius = Quecksilber  –  wässrig-zäh  –  Verbindendes  –  Seele  –  Midgard

Nigredo              = Schwärze  –  Sal = Salz  –  erdig-fest  –  Materielles  –  Körper  –  Utgard

So abgehoben und philosophisch das auf den ersten Blick erscheint, so stimmig ist das Konzept dennoch. Wenn Sie sich einem Übermass an Sonne und Licht aussetzen, steuert Ihr Körper dagegen und produziert schwarzen Farbstoff – Melanin – in Ihrer Haut. Wenn Sie sich unter der Flut an fremden Eindrücken im Ausland zu sehr zu entwurzeln drohen, verschafft sich Ihr Körper mehr Erdenschwere und einen Speckpanzer, um sich wieder geborgener zu fühlen. Dergleichen Beispiele könnte man Dutzende anführen, die natürlich alle cum grano salis genommen werden sollten aber trotzdem tiefere Wahrheiten offenbaren.

 

Schwarz-weiss-Malerei

In der letzten Folge haben wir die beiden Extreme unter den Gesteinen der Erde – weissen Kalk und schwarze Lava – beschrieben sowie ihre Wirkungen auf die Menschen, wenn sie Wasser trinken, das aus solchen Böden stammt. Natürlich war das überspitzt wie eine Karikatur, doch mögen Sie mir diese – natürlich wie immer unzulässige – Vereinfachung erlauben, um das dahinterstehende Prinzip zu offenbaren. Ich habe Extreme aufgezeigt, zwei Endpunkte auf einer Skala, wohl wissend, dass es diese Reinformen in der Natur nicht gibt, genauso wenig wie ein blütenweisser Kalkstein oder eine kohlrabenschwarze Lava tatsächlich existiert. Stattdessen findet man unzählige Abstufungen zwischendrin. Damit ist das Thema dieser Herbst-Folge schon umrissen – der Übergang, die sanften Zwischen-Töne, das versöhnliche Sowohl-als-auch statt des trennenden Entweder-oder – eben typisch wässrig. A propos: Haben Sie nicht schon viel zu lange kein Wasser mehr getrunken? – Dann holen Sie es jetzt schnell nach, dann verdauen Sie die nun folgende trockene Materie besser!

 

Warum wir rot sehen

Das dritte Prinzip, die Rubedo, die Röte ist die Wahrheit, die irgendwo zwischen den Extremen liegt. Wie die Morgen- und Abendröte, die den lichten Tag und die dunkle Nacht voneinander trennt. Wenn in der Aussenwelt zu viel Licht (Weisse) auf unsere Schattenseiten (Schwärze) fällt und Dinge, die wir lieber verborgen hätten von anderen Menschen wahrgenommen werden, schämen wir uns oder werden wütend. In beiden Fällen jedoch werden wir rot. Das Prinzip der Röte = Rubedo ist ein verbindendes, ein Extreme in Ausgleich bringender Vorgang. Und dieser riecht doch geradezu nach Wasser, dem permanenten Paradoxa-Produzierer, dem friedvollen Regel-Torpedierer, dem unerschrockenen Widersprüche-in-Einklang-bringer. Haben Sie sich meine Aufforderung in der vergangenen Folge, nach dem Gestein der Röte zu suchen, zu Herzen genommen und einen in der Mitte gelegenen Ayers Rock gefunden, der die Verbindung zwischen Schwarz und Weiss, zwischen Himmel und Erde verkörpert? Natürlich darf man auch die Farbe Rot nicht zu wörtlich nehmen – knallrote Steine findet man tatsächlich selten. Aber Farbschattierungen von gelblich-orange bis braun dafür umso häufiger. Doch das macht die Suche nicht einfacher. Denn hier ist nicht die reine Farbe ausschlaggebend, sondern wieder das dahinterstehende Prinzip. Lüften wir das Geheimnis:

 

Kataklysmen-Geschiebe

Ich persönlich finde das Prinzip der Rubedo am besten in den mannigfaltigen Mischgesteinen repräsentiert, die natürlich oft, aber nicht immer, eine rötlich-braue Grundmatrix aufweisen. Unsere Erde zeigt uns fast überall Spuren gewaltiger Kataklysmen, die sich bis in unsere Zeit hinein ereignet haben. Sie lehren uns einmal mehr, die Gnade des Lebens zu schätzen. In Hunderten Ländern auf allen Kontinenten besteht der Boden vielerorts aus lockerem bis einigermassen verfestigtem Gesteinsmaterial – entweder relativ homogen wie beispielsweise Sand oder Löss oder ein buntes Gemisch von grobem Geschiebe aus zerbrochenen, aber oftmals auch rundgeschliffenen Steinen, angefüllt mit feinerem Material wie Sand, Schluff und Lehm. Ein Grossteil davon ist auch organisches Material – von Huminsäuren und Kleinstpartikeln bis zu Pflanzenresten und Tierknochen. Dieses Geschiebe wird zumindest bei uns in der Regel den Eiszeiten zugeschrieben, in denen kilometerdicke Gletscher und gigantische Wasserfluten Milliarden Tonnen an Gestein zermalmt und oftmals über viele Hundert Kilometer transportiert haben. Grosse Teile Nordeuropas lagen damals noch unter dem Meeresspiegel und das Land wurde erst mit diesen gewaltigen Geschiebemassen aufgeschüttet.

 

Das Leben obsiegt immer

Die gewaltigen Kataklysmen und Sintfluten der Vergangenheit haben zwar stets kurzfristig grosse Teile der Pflanzen und Tiere oder Menschen ausgerottet, mittelfristig jedoch dafür gesorgt, dass zigtausende neuer Arten und sogar Gattungen oder Familien neuer Spezies wie aus dem Nichts entstanden und langfristig weltweit nur umso grössere Lebensräume mit noch besseren Lebensbedingungen geschaffen wurden. Mutter Erde vollbringt das Wunder, jeden Tod mit einer Fülle an neuem Leben zu überbieten. Welche Gnade, auf solch einem Planeten Leben zu dürfen. Und dasselbe gilt für die Sintfluten: In den Geschieben finden wir ganze Wälder und Tierherden dahingemäht und völlig zertrümmert, doch auch: Wasser. Unsere Mutter Erde im Allgemeinen aber auch die Erde unter unseren Füssen ist – zumindest meistens – voller Wasser. Dieses lockere Material der Geschiebe-Böden kann gut Gase und Wasser aufnehmen und wird somit auch zum Lebensraum von zahllosen Mikroben und allerlei Kleingetier und natürlich Pflanzen, die darin gut wurzeln können. Der überwiegende Teil der Kulturlandschaften weltweit wurde erst durch Kataklysmen in landwirtschaftlich nutzbare Flächen und damit besiedelbare Gebiete verwandelt.

 

Zum Glück gibt’s regelmässig Katastrophen

Wenn ein grosser Asteroid auf die Erde fällt, wirft er gewaltige Massen an Staub, Gestein mit verdampfendem Wasser in die Atmosphäre und erzeugt damit sintflutartige Regenfälle, die eine grossen Teil der Asche und des Staubes schnell wieder aus der Luft holen und in die Täter und Niederungen schwemmen. Ausserdem verschiebt ein grösserer kosmischer Paukenschlag die geotektonischen Platten und verursacht somit auch weltweit zahllose weitere Erdbeben und Vulkanausbrüche, so dass Staub und Asche die Erde erst einmal verdunkeln und in einen Impaktwinter oder gar eine ausgedehnte Eiszeit stürzen. Dadurch kommt die enorme Erosionstätigkeit der Sintfluten und der Gletscher zusammen. Es werden riesige Mengen an Gestein abgebrochen und zermahlen und in die Täler getragen. Gäbe es nur die „normale“, extrem langsame Erosion der Gebirge durch Wind und Wetter und die lächerlich geringe ‚äolische‘ Ablagerung von angewehtem Staub, wären die landwirtschaftlichen Nutzflächen weltweit mit Sicherheit zwanzigmal, vielleicht sogar hundertmal kleiner. Die permanent stattfindende Abtragung von Gebirgen ist nämlich unter normalen Umständen so gering, dass sie nicht ausreicht, den Verlust an fruchtbaren Boden, der von Wind und Niederschlag ins Meer geschwemmt wird, global auf Dauer auszugleichen. Trotzdem soll nicht verschwiegen werden, dass die Menschheit den jährlichen Bodenverlust durch profitorientierte und falsche Land- und Forstwirtschaft nochmals um Zehnerpotenzen übersteigert. So verprasst die kurzsichtige Menschheit auch diese unverzichtbare Ressource dutzendmal schneller, als sie sich nachbildet und bereitet ihren Kindern und Kindeskindern damit eine hausgemachte Apokalypse.

 

Löss

Praktisch auf der gesamten Nordhalbkugel der Erde lagert Löss in Mächtigkeiten von einigen Metern, stellenweise sogar mehreren Hundert Metern. Löss ist vor allem reich an Silikaten, vulkanischen Tiefenmineralen. Er besteht mindestens zu etwa 50 bis über 80 % aus Quarz bei im Schnitt nur 8 bis 20 % Kalkanteil. Ein paar Prozent Eisenhydroxyde geben ihm seine gelbe, braune oder rötliche Farbe. Damit offenbart sich der Löss als klassisches Kind einer gewaltigen Katastrophe, bei der ein Asteroid in einen Ozean gefallen ist, den Boden aufgerissen hat und infolgedessen das silizium- und magnesiumreiche Tiefengestein der unteren Erdkrustenschicht mit gigantischen verdampfenden Wassermassen emporgeschleudert und weltweit verteilt wurde. Das erkennt man auch daran, dass die Einzelpartikel im Löss eine meist eckige Form haben, also nicht lange durch die Gegend geweht oder geflossen sind und somit kaum abgerundet wurden. Ausserdem hat sich Löss weltweit fast nur in pleistozänen Kaltzeiten gebildet, also in den Eiszeitphasen der letzten zweieinhalb Millionen Jahre, in denen jeweils kaum Vegetation existierte. Ohne Katastrophen biblischen Ausmasses wäre unsere Erde wahrlich ein karger Planet.

 

Erde und Wasser – zwei unzertrennliche Geschwister

Es gibt also fast weltweit einigermassen lockeres, mitunter recht feines Gesteinsmaterial im Untergrund, das so ein Phänomen wie Grundwasser überhaupt erst ermöglicht. Das feinkörnige Material lässt das Wasser langsam hindurchsickern und verschafft ihm Zeit zu allerlei chemischen Reaktionen und physikalischen Prozessen. Niederschlagswasser ist ja natürlicherweise verdunstetes Wasser, also quasi destilliertes Wasser, das praktisch keine Fremdstoffe enthält. Ausser, wenn man jedes Jahr Milliarden Tonnen an Abgasen, Pestiziden und anderen Chemiewaffen in die Luft bläst, dann kommt das Wasser aus der Atmosphäre freilich bereits beladen mit allerlei Scheusslichkeiten vom Himmel. Von der Natur jedoch war vorgesehen, jungfräuliches Wasser vom Himmel zu schicken, damit es die Stoffe in der Erde besonders gut in Lösung nehmen und für die Lebewesen verfügbar machen kann. Denn Mineralstoffe, also sozusagen die im Wasser „vergeistigten“ Steine, benötigen schliesslich sämtliche Lebewesen.

 

Rubedo-Mercurius-Wasser

Welche Stoffe enthält denn nun ein Wasser, das aus solchen bunten Menagen von Böden gewonnen wird? Nun ja, eben Spuren von allem, was im Untergrund so lagert, also nichts Konkretes. Ein bisschen Kalk, Silikate und andere Minerale, aber nicht in so grossen Mengen, wie wenn das Wasser durch reines Gestein sickert. Ausserdem ein paar Metalle wie beispielsweise Aluminium oder Eisen, aber nur wenig Schwermetalle wie bei echtem Tiefenwasser. Darüber hinaus auch ein bisschen Organisches wie Phosphate, Sulfate, Ammonium, Nitrit, Nitrat sowie Huminsäuren, die aus der Biosphäre stammen, finden sich im Wasser, doch selten etwas Hervorstechendes. Natürlich können regional manchmal auch deutliche Unterschiede auftreten, aber nichts, was den Eindruck einer ausgewogenen Mischung stören würde. Damit verkörpert unser Rubedo-Mercurius-Wasser genau das quecksilbrig-wässrige Prinzip des Nicht-Prinzips, das uns Lügen straft, wenn wir überhaupt von einem Typ oder Prinzip sprechen, denn die Vielfalt und Individualität von weltweit Millionen verschiedenen Wässern sind eben das gleichgültige Schulterzucken eines typischen ‚roten‘ Nicht-schwarz-nicht-weiss-Phänomens.

 

Wie Sie sehen, sehen Sie nichts

Wir haben es also weltweit in der überwiegenden Zahl der Fälle mit solchen Mischböden zu tun, mit ‚rotem‘ Mercurius-Konglomerat, mit einem wasserdurchflossenen Mischmasch, in dem wir alles und nichts finden. Das bedeutet dann aber leider auch, dass unsere mühevoll abgeleiteten Regeln für die beiden Pole Schwarz und Weiss – Geist und Materie – in der Praxis an Bedeutung verlieren, sie werden zu blossen Anfangs- und Endpunkten auf einer Skala degradiert. Aber materieller Verlust kreiert geistigen Gewinn – oder nicht? Wir haben ein Prinzip herausdestilliert, das uns unser Leben lang begleitet, wenn wir es behalten wollen: Eine geistige Dreifaltigkeit, eine Dreiheit von Ideen – im Plato’schen Sinne – der dreifache Lebensbaum oder der Dreiheit von Göttern, die wir in nahezu allen Religionen und Philosophien der Welt finden. Vor dem Hintergrund der in den allermeisten Fällen ausgewogenen Mischung von Ingredienzen im Trinkwasser fallen erst die anderen Einflüsse auf, denen das Wasser noch ausgesetzt ist. Doch dazu kommen wir in der nächsten Folge.

Alexander Class